Schulen und Kindergärten sind nicht nur wesentliche Bestandteile unseres Bildungssystems, sie übernehmen auch eine wichtige soziale Funktion für Kinder und Jugendliche.

Es bleibt daher oberstes Ziel, das Risiko einer coronabedingten Schließung von Kindergärten und Schulen in Friesoythe zu verringern. 
Eine möglichst hohe Frischluftzufuhr ist nach wissenschaftlichen Erkenntnissen eine der wirksamsten Methoden, potentiell virushaltige Aerosole aus Innenräumen zu entfernen, daher kommt der intensiven Lüftung der Unterrichtsräume eine besondere Bedeutung zu. Angesichts der baulichen Gegebenheiten, der räumlichen Voraussetzungen und der Länge der Unterrichtseinheiten ist es nicht überall möglich, durch konsequentes Lüften in den Pausen für einen ausreichenden Luftaustausch zu sorgen, der auch in der darauffolgenden Unterrichtsstunde eine gute Raumluftqualität gewährleistet. 

Die SPD-Fraktion beantragt daher:

Die Verwaltung möge in einem Stufenplan prüfen, ob und an welchen Standorten es sinnvoll ist, Räumlichkeiten von Friesoyther Schulen oder Kindergärten in städtischer Trägerschaft mit Technik zur Luftreinigung auszustatten, um eine Corona-Infektionsgefahr durch Aerosole zu verringern. Dabei ist auch zu überlegen, ob und in welchen Räumlichkeiten bestehende raumlufttechnische Anlage ertüchtigt werden können bzw. ob an bestimmten Standorten geeignete CO2 Messgeräte sinnvoll eingesetzt werden können.

Bei allen in Planung und Umsetzung befindlichen Neubauten und Sanierungen von Schulen und Kindergärten sollten ebenfalls die aktuellen Erkenntnisse zur Notwendigkeit ausreichender Lüftung einfließen. Während medial momentan hauptsächlich umluftbasierte Luftfilteranlagen diskutiert werden, ist aus Sicht der SPD-Fraktion in diesem Zusammenhang auch der Einsatz von dezentralen Anlagen zur kontrollierten Wohnraumlüftung (KWL) mit Wärmerückgewinnung zu prüfen, weil diese sowohl die Viruslasten senken als auch dauerhaft Energie sparen. 

Begründung:

Luftreinigungsgeräte  mit entsprechenden HEPA-Filtern können die aerosolbedingte Virenbelastung der Raumluft in Klassenräumen und Gruppenräumen effektiv verringern, so  zeigen es aktuelle Studien.[1] vgl. https://www.tagesschau.de/investigativ/monitor/luftfilter-schulen-101.html Mit technischen Sicherungsmaßnahmen kann damit ein Beitrag geleistet werden, das Risiko der coronabedingten Schließung von Einrichtungen zu verringern.

Während dieser Aspekt klar für die Nutzung der Luftreinigungsgeräte spricht, sollten die Nachteile nicht vollends außer Acht gelassen werden:

  • hohe Anschaffungskosten (1000€-5000€) und/oder begrenzte Verfügbarkeit bei Nachfragesteigerung
  • je nach verwendeter Technik teilw. hoher Stromverbrauch (>1000 W)
  • Platzbedarf und Aufstellfläche
  • begrenztes Einsatzszenario

Ein bisher weniger stark diskutierte Alternative, die diese Nachteile nicht mit sich bringt, ist daher möglicherweise der Einsatz sog. dezentraler kontrollierter Wohnraumlüftungen (KWL): Diese kosten i.d.R. zwischen 300€ und 1000€, nehmen nur rund 10 Watt auf, können – soweit baulich möglich – per Kernbohrung in die Außenwand eingelassen werden und können durch die eingebaute Wärmerückgewinnung merkliche Heizenergieeinsparungen bewirken.

Als nachteilig anzusehen sind der gegenüber mobilen Filtern höhere Installationsaufwand und die im Vergleich zu diesen geringere Luftdurchsatzmenge, die nur bei etwa maximal 70m³/h liegt.[2]siehe zB https://www.wolf.eu/produkte/wohnraumlueftung/wohnraumlueftung-cwl-d-70/

Die SPD-Fraktion ist der Auffassung, dass in die Prüfung des Einsatzes von Luftreinigungsanlagen alle Alternativen einzubeziehen und in ihren Vor- und Nachteilen abzuwägen sind.

Weil u.U. ein hoher Aufwand erforderlich ist, um den aktuellen Zustand der einzelnen Räume zu erheben und möglicherweise auch nicht in allen Gebäuden ein entsprechender Einbau aus technischen Gründen möglich bzw. sinnvoll ist, sollte aus Sicht der SPD-Fraktion in einem Stufenplan dargestellt werden, in welchen Räumen und Gebäuden der Einbau von dezentralen Lüftungsanlagen die Lüftungssituation zeitnah und mit überschaubarem Aufwand deutlich verbessert werden kann. 

Inzwischen haben einzelne Bundesländer Förderprogramme für den Einbau dezentraler Lüftungsanlagen aufgelegt. Der von der SPD-Fraktion angeregte Stufenplan könnte damit auch eine gute Arbeitsgrundlage bilden, sollte es auch in Niedersachsen oder beim Bund in absehbarer Zeit entsprechende Förderprogramme geben.

Die SPD-Fraktion hält es für wichtig, auch bei den aktuell geplanten oder in der Umsetzung befindlichen Neubau- und Sanierungsmaßnahmen von Schulen und Kindergärten die aktuellen Erkenntnisse zur Notwendigkeit von Lüftung in Schulen und Kindergärten zu berücksichtigen. Aus Klimaschutzgründen sollte dabei aus Sicht der SPD-Fraktion der Einsatz von dezentral kontrollierbaren Innenraumlüftungen mit Wärmerückgewinnung geprüft werden, weil damit dauerhaft ein Beitrag zum Energiesparen geleistet werden kann.